Kastration.
Geldmacherei auf Kosten der Hunde.
Eine Kastration wird aus verschiedenen Gründen empfohlen.
Bei Rüden, weil diese dann ruhiger werden und kein
sexuelles Interesse mehr haben. Bei Hündinnen, weil
die Läufigkeit und damit die "Sauerei" durch
Blut und Schleim ausbleibt und weil dann kein Krebsrisiko
mehr besteht.
Doch stimmt das wirklich und was bedeutet die Kastration
eigentlich für den Hund?
Bei der Kastration werden operativ Hormondrüsen entfernt.
Beim Rüden sind das die Hoden. Bei der Hündin
die Eierstöcke und die Gebärmutter. Damit wird
der gesamte Hormonhaushalt des Hundes zerstört, mit
allen negativen Folgen für die Gesundheit und das Sozialverhalten.
Gesundheitliche Folgen.
Hormone steuern viele Körperfunktion. Fehlen diese,
sind die gesundheitlichen Auswirkungen unabsehbar. Bekannt
sind nur wenige Dinge, was sonst noch in dem Hund vorgeht,
weiß nur er selbst.
Sicher ist, dass das Risiko für Krebserkrankungen entgegen
der gerne getätigten Aussage massiv steigt. Betroffen
sind unter anderem Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse.
Besonders bei Hündinnen wird gerne behauptet, nach
der Kastration ist keine Krebsbildung mehr im Unterleib
möglich ist. Das stimmt zwar, aber eine Hündin
besteht nicht nur aus Geschlechtsorganen.
Kastrierte Hunde neigen zur Fettleibigkeit und das ist nicht
mit weniger Futter in den Griff zu bekommen. Der Körper
kann bestimmte Stoffe nicht mehr aufspalten. Das der Hund
dadurch dicker wird, ist eher nebensächlich. Problematisch
dagegen ist die gestörte Verdauung, was mit zunehmendem
Alter zu Magen-Darm Problemen führt. Außerdem
leiden kastrierte Hunde, besonders Hündinnen, an Inkontinenz.
Das ist auch für den Hund nicht schön, der es
gelernt hat, nicht in die Wohnung zu urinieren und jetzt
aus für ihn nicht erkennbaren Gründen ständig
unsauber ist.
Psychische Folgen.
Hormone steuern alle Signalgebungen des Hundes.
Hunde erkennen einander über verschiedene Signalstoffe,
Pheromone und Drüsensekrete. Über diese bestimmen
sie das Geschlecht, die Stimmung, die soziale Stellung und
noch einiges mehr des anderen. Ein kastrierter Hund ist
"neutral" und kann von einem anderen Hund nicht
mehr identifiziert werden. Er selbst kann andere Hunde ebenfalls
nicht einordnen. In der Folge kommt es zu massiven Verhaltensfehlern,
die wiederum Verhaltensfehler des anderen auslösen.
Schnell entstehen so Beißereien oder andere Auffälligkeiten
im täglichen Umgang mit dem Hund.
Rüden werden oft apathisch und ziehen sich zurück.
Hündinnen verlieren das Selbstvertrauen, werden extrem
schreckhaft und können alltägliche Situation häufig
nicht mehr richtig einschätzen. Schade ist, dass vielen
Besitzern diese Verhaltensänderungen offenbar nicht
einmal auffallen.
Ansonsten leere Versprechungen.
Die eigentlich versprochenen Verhaltensänderungen aber
bleiben meist aus. Rüden zeigen auch nach der Kastration
noch das typische Sexualverhalten. Für den Besitzer
hat sich also nichts geändert. Deckt ein kastrierter
Rüde aber unbewusst oder weil man denkt, soll er doch,
kann ja nichts passieren, ist dieser Rüde besonders
"gefährlich". Der Deckakt bei Hunden ist
komplex und eine aufwändige Kette von Schlüsselreizen
und den entsprechenden Folgeaktionen.
Siehe -> Der
Deckakt.
Der kastrierte Rüde aber folgt noch seinem Instinkt
zu decken, kann aber die Signale und Steuerungen der Hündin
nicht mehr erkennen. Der ohnehin schon relativ gefährliche
Deckakt wird dadurch um ein vielfaches gefährlicher.
Wird der Rüde vor der Geschlechtsreife kastriert, bleibt
dieses Verhalten zwar aus, dafür hatte der junge Hund
seinen Hormonhaushalt noch gar nicht ausgebildet. Schwere
Verhaltensfehler und Organschäden sind häufig
die Folge. Im Volksmund werden diese Hunde als Problemhunde
bezeichnet.
Kastrierte Hündinnen werden nicht mehr läufig.
Genauer gesagt, ihr Körper stellt sich nicht mehr auf
die Läufigkeit ein. Dennoch werden nicht selten Pheromone
frei gesetzt, die dem Rüden die Deckbereitschaft der
Hündin zeigen. Kommt es zum Deckversuch, wehrt die
Hündin den Rüden so massiv ab, dass es schnell
zu Beißereien kommt. Gelingt dem Rüden dagegen
das Decken oder akzeptiert die Hündin das Aufreiten
des Rüden, weil sie seine Absichten nicht mehr interpretieren
kann, verletzt der Rüde die Hündin schwer, weil
ihr Organismus gar nicht darauf eingestellt ist.
Für Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit
und damit vor der Geschlechtsreife kastriert werden, gilt
zudem dasselbe wie für Rüden in der Situation.
Von einer Kastration ist immer abzuraten!
Wer Angst vor ungewolltem Nachwuchs hat und wirklich meint,
diese eigentlich harmlosen und nur sehr kurzzeitigen Situationen
nicht kontrollieren zu können, kann seinen Hund sterilisieren
lassen. Empfehlen würden wir das auch nicht, aber die
Sterilisation hat zumindest keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt
des Hundes und damit auf seine Gesundheit und sein Verhalten.
Bei der Sterilisation werden beim Rüden die Samenleiter
durchtrennt. Bei der Hündin der Eileiter. Das entspricht
übrigens auch der Sterilisation beim Menschen.
Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.
Eigentlich ist eine Kastration übrigens ein
Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Gem. § 6
Abs. 1 S. 1 TierSchG ist das Entfernen von Organen bei Wirbeltieren,
zu welchen auch der Hund zählt, grundsätzlich
verboten. Ausnahmeregelungen bestehen nur, wenn eine medizinische
Notwendigkeit vorliegt - zum Beispiel Hodenkrebs beim Rüden
- oder unkontrollierte Vermehrung nicht anders verhindert
werden kann. Auf unsere Haushunde trifft letzteres in keinem
Fall zu.
Straßenhunde ...
dieses Thema kommt verständlicherweise häufig
in Verbindung mit Kastrationen.
Zunächst die Fakten: Straßenhunde sind mehr oder
weniger verwilderte Haushunde. Mit der Verwilderung kommen
auch verlorene Instinkte stärker zurück, so dass
Straßenhunde in der Regel ein deutlich intensiveres
Rudel- und Revierverhalten zeigen. In dieser Ordnung ist
auch geregelt, wer für Nachwuchs sorgen darf. Es gibt
einen Leitrüden und eine Leithündin.
Die von leider vielen sog. Tierfreunden gestarteten Kastrationsaktionen
sind neben den bereits genannten Auswirkungen für die
Hunde, zudem kontraproduktiv. Warum? Angenommen es gelingt
den Leitrüden einzufangen und zu kastrieren. In diesem
Moment verliert er seine Leitposition, die sofort von einem
unkastrierten Rüden übernommen wird. Und dieser
sorgt auch wieder für Nachwuchs. Würde man den
Leitrüden dagegen sterilisieren, behielte er seine
Leitposition und würde als Leitrüde weiterhin
auch seine Hündinnen decken. Und das, ohne Nachwuchs
zu zeugen. Würde man so nach und nach alle Rüden
des Rudels sterilisieren, gäbe es selbst bei einem
Machtwechsel keinen Nachwuchs.
Das gilt für die Hündinnen genau so. Auch hier
sollte man sterilisieren und nicht kastrieren.
Noch Fragen? Wir informieren Sie gerne.